Weinausschank 4.0 – wie ein belgisches Start-up die Gastronomie revolutioniert

Der Trend beim Weinkonsum in der Gastronomie bewegt sich klar in Richtung des glasweisen Ausschanks. Das nahmen ein belgischer Geschäftsmann und seine zwei Mitarbeiter zum Anlass, eine völlig neue Art des Weinausschanks zu erfinden. Dabei erwies sich die Entwicklung einer geeigneten Lösung und einer neuen Weinverpackung als überaus ambitioniert. Für die Umsetzung einer marktfähigen und innovativen Lösung wandte man sich daher an MULTIVAC.

Ihren Anfang nahm die Geschichte der Invineo SA, als sich im Juli 2015 drei Weinenthusiasten in Belgien zusammenschlossen, um den Weinausschank im Gastronomiebereich zu revolutionieren. „Das glasweise Servieren von Wein in Hotels und Restaurants in hoher Qualität ist mit einer Vielzahl von Anforderungen verbunden“, weiß Thierry Tacheny, Gründer und CEO von Invineo. „Denn der Wein muss nicht nur möglichst konstant auf der idealen Temperatur gehalten, sondern auch zeitnah aufgebraucht werden. Mit jedem Öffnen einer Flasche sinken Geschmack und Intensität – und damit die Qualität.“ Dazu kommt oftmals eine hohe Verschwendung, da der Ausschank in der Regel manuell erfolgt und deshalb nicht immer präzise ist.

Ein visionäres Servierkonzept für Wein

Unter anderem diese Problematik veranlasste die Innovatoren zur Entwicklung eines völlig neuartigen Konzepts mit konkreten Zielen: Der Wein sollte auch nach dem Öffnen optimal konserviert und auf Knopfdruck exakt in der vorgegebenen Menge abgegeben werden können. Das neu entwickelte Spendesystem (der Invineo Weinspender) fasst drei Weinröhren, erkennt Weine mittels RFID-Technologie und stellt für jeden Wein die ideale Temperatur ein. Dabei ist keine Intervention des Bedieners notwendig.

Die Vision der Unternehmer ging noch weiter: Der Invineo Weinspender, der heute schon von renommierten Restaurants und Hotelgruppen eingesetzt wird, ist ein IoT-Gerät, das Industrie 4.0-Anforderungen erfüllt. Er erfasst alle relevanten Betriebsdaten, etwa den Weinverbrauch, den Weinvorrat und den Beschaffungspreis der Weinröhren. Diese Daten und Informationen werden anschließend aufbereitet und genutzt, um den Kundenservice zu optimieren. Aber auch cloudbasierte Dienste wie das Tracking der einzelnen Weinröhren können bei Bedarf aktiviert werden, um eine Verschlankung der Beschaffungsprozesse sowie ein Maximum an Manipulationssicherheit zu gewährleisten. Da die Daten zudem den Kunden in Form von einfachen Dashboards zur Verfügung gestellt werden, können diese betriebswirtschaftliche Kenngrößen ermitteln, etwa die Kosten pro Glas oder das Konsumverhalten der Gäste. Somit können Bevorratung und Einkauf entsprechend geplant werden und Lieferengpässe oder fehlende Produkte gehören der Vergangenheit an.

Invineo versteht sich als Full-Service-Anbieter, der die Gastronomie als One-Stop-Shop bedient. Denn das belgische Start-up wählt die Weine sorgfältig aus und kauft sie direkt von den Herstellern, füllt sie in seinen patentierten Weinröhren ab und beliefert Gastronomiekunden mit Wein sowie ihren innovativen Weinspendern. Neben der Gastronomie werden auch passionierte Privatkunden als Zielgruppe und als sekundärer Markt anvisiert.

Neues Verpackungsdesign erforderlich

Diese revolutionäre Art des Weinausschanks stellt ein absolutes Novum dar. Die zu dem Spendesystem passenden Weinröhren haben ein Fassungsvermögen von zwei Litern. Sie bestehen aus einer zylindrisch tiefgezogenen Packung mit eingesiegelter Verschlusshülse. Die Packung wird von einer attraktiven Kartonröhre ummantelt und anschließend über eine Abfüllanlage mit Wein befüllt und verschlossen. „Dem Prinzip nach ähnelt die Verpackung einem Bag in Box-Design“, sagt Christoph Klein, Mitgründer und Projektmanager bei Invineo. „Doch solche Verpackungskonzepte weisen weder den nötigen Produktschutz nach dem Öffnen auf, noch sind sie ästhetisch besonders ansprechend. Daher mussten wir die Verpackung von Grund auf neu erfinden.“

Neben Produktschutz und Attraktivität der Verpackung stand auch die Bediensicherheit bei der Konzeption im Fokus: Eine spezielle Verschlusshülse, die mit einem speziell entwickelten Siegelwerkzeug in die tiefgezogene Packung eingesiegelt wird und ausschließlich mit dem Weinspender kompatibel ist, verhindert zuverlässig Fehlbedienungen wie versehentliches Öffnen. Die erfindungsreichen Unternehmer wussten genau, dass sie zur erfolgreichen Umsetzung ihres ambitionierten Plans einen erfahrenen Partner brauchen würden. „Wir betraten völliges Neuland im Bereich der Weinverpackungen“, erinnert sich Christoph Klein. „Das fundierte Know-how sowie die ausgiebige Projekterfahrung waren daher die ausschlaggebenden Faktoren bei unserer Entscheidung für die Zusammenarbeit mit MULTIVAC.“

Erfindergeist trifft Erfahrung

Das belgische MULTIVAC Team um Jerome Garnier, Marc Deblaere und Christian Vlasselaer erkannte das Potenzial der Erfindung und setzte sich mit dem MULTIVAC Innovation Center in Wolfertschwenden in Verbindung, um die Idee zu einem marktfähigen Verpackungskonzept zu entwickeln. Dabei sollte die Verpackung neben der Einhaltung aller gängigen Industriestandards hinsichtlich Produktsicherheit und Hygiene eine Haltbarkeit von mindestens sechs Monaten bei Weißwein bzw. zwölf Monaten bei Rotwein sicherstellen. Zudem sollte der Inhalt auch nach Anbruch des Weinbehälters ohne qualitative Einbußen noch mindestens 30 Tage verwendbar sein – ohne den Einsatz von Schutzatmosphäre.

Die Umsetzung erforderte einen präzisen Tiefziehprozess, um auf der gesamten Fläche des tiefgezogenen Behälters eine durchgehend homogene Wandstärke zu erzielen. Laut Jerome Garnier ist „genau dies ein entscheidender Faktor in Bezug auf den Produktschutz. Denn Dickenschwankungen in der Wandstärke des Behälters beeinträchtigen nicht nur die Sauerstoffbarriere, sondern auch die mechanische Schutzfunktion der Verpackung.“ Um einen unerwünschten Qualitätsverlust des Weins durch Sauerstoff noch weiter einzudämmen, legten die Experten von MULTIVAC besonderes Augenmerk darauf, den verbleibenden Lufteinschluss im Kopfraum der Tiefziehverpackung auf ein Minimum zu reduzieren, was wiederum zur Verlängerung der Haltbarkeit des Produkts beiträgt.

Insgesamt zweieinhalb Jahre nahm die Entwicklung des Verpackungskonzepts in Anspruch. Dabei waren mehrere Iterationen notwendig, bis schließlich alle von Invineo formulierten Anforderungen vollumfänglich erfüllt waren.

Vielversprechende Vorserienproduktion

Seit August 2019 werden die Weinbeutel nun im Rahmen eines Pilotprojekts auf einer Tiefziehverpackungsmaschine R 245 von MULTIVAC hergestellt und an die Projektpartner ausgeliefert. Mit Blick auf die Transportlogistik erweist sich dabei die Tatsache als vorteilhaft, dass die hochpreisigen Weine dreifach geschützt sind: Der Verbund aus robuster Tiefziehverpackung, stabiler Kartonröhre und Sekundärverpackung reduziert das Risiko von Transportschäden auf ein Minimum. „Mit Hilfe von MULTIVAC können wir qualitativ hochwertige Weine nun in einer einzigartigen und zugleich sehr attraktiven Verpackung anbieten“, freut sich Thierry Tacheny über das Ergebnis. „Dabei ist der Verpackungsprozess in der Anwendung sehr einfach und intuitiv“, ergänzt Christoph Klein.

Nach dem Abschluss der Pilotphase erwarten die Unternehmer eine signifikante Steigerung des Produktionsvolumens und eine deutliche Reduzierung der Produktionskosten pro Behälter. Schon jetzt ist das von MULTIVAC entwickelte Verpackungskonzept sehr ressourcenschonend, da im dazu verwendeten Tiefziehprozess mit Stempelverformung geringere Folienstärken zum Einsatz kommen können als bei üblichen Beutelverpackungen.

Die Lösung kommt gut an

Die Resonanz seitens der Benutzer des Weinspenders ist ebenfalls ausgesprochen positiv. Neben der einfachen Handhabung sowie einer geringen Wartungsintensität schätzt man vor allem die Invineo Weinspender und die hochwertig anmutenden Weinröhren werden dem gehobenen Anspruch der Gastronomiebetriebe gerecht. Eine zentrale Rolle für die Qualität des Weins spielt jedoch insbesondere der Innenbeutel, denn die Restaurants und Hotels bedienen anspruchsvolle Gäste, die keinerlei olfaktorische Beeinträchtigung des Weins akzeptieren würden.

Die Zusammenarbeit mit MULTIVAC bewertet man bei Invineo als sehr zufriedenstellend. Thierry Tacheny: „Der hohe Kompetenzgrad der MULTIVAC Spezialisten hat es ermöglicht, eine attraktive Verpackung in einer solchen Qualität auf den Markt zu bringen. Die Ausweitung unseres Konzepts auf andere Produkte im Lebensmittelbereich ziehen wir daher durchaus in Erwägung. Gemeinsam mit MULTIVAC natürlich.“

03.05.2020


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